Humanmedizin Studium

Muskeln, Gelenke, Nerven, Organe – Mediziner wissen, wie der menschliche Körper von Kopf bis Fuß funktioniert, was ihn krank macht und wie man ihn heilen kann.

Das Studium teilt sich klassischerweise in die zwei Bereiche der vorklinischen und der klinischen Ausbildung. Sie werden auch Vorklinik und Klinik genannt.

In der Vorklinik werden die theoretischen Grundlagen für Aufbau und Verständnis der Abläufe des Körpers gelegt. Dies lernst du hauptsächlich in den Fächern Anatomie, Physiologie und Biochemie. Daneben stehen Physik, Chemie, Biologie sowie medizinische Psychologie und Soziologie auf dem Programm. Während des Studiums musst du also sehr viel naturwissenschaftlichen Stoff erarbeiten.

Nachdem du in der Vorklinik gelernt hast, wie die Abläufe im menschlichen Körper normalerweise funktionieren, beschäftigst du dich in der Klinik mit den vielen Möglichkeiten, wie der menschliche Körper nicht oder fehlerhaft funktionieren kann. Die Klinik teilt man in unterschiedliche Disziplinen wie Chirurgie, Innere Medizin, Neurologie oder Pharmakologie ein.

Wie ist das Studium aufgebaut?

Die Regelstudienzeit des Medizin-Studiums beträgt sechs Jahre und drei Monate und schließt mit dem Staatsexamen ab. Die Ärztliche Prüfung besteht dabei aus zwei Teilen:

Die Vorklinik kann frühestens nach zwei Jahren abgeschlossen werden. In diesem ersten Teil der Ärztlichen Prüfung werden Kenntnisse in den drei großen Bereichen Anatomie, Physiologie und Biochemie abgefragt.

In den Semesterferien der Vorklinik muss zudem ein Erste-Hilfe-Kurs und ein dreimonatiges Krankenpflegepraktikum absolviert werden. Dieses Praktikum kannst du allerdings auch schon vor dem Beginn des Studiums ablegen. Der Zivildienst oder auch ein Freiwilliges Soziales Jahr in den entsprechenden Bereichen können eventuell angerechnet werden.

Vor der Klinik musst du dann selbst ausgewählte Ferien-Blockpraktika (Famulatur) von insgesamt vier Monaten ableisten, teils in einer Praxis, teils in einem Krankenhaus. Da sich ansonsten während des Studiums keine Spezialisierungsmöglichkeiten bieten, stellt diese Famulatur eine gute Möglichkeit dar, einen Einblick in unterschiedliche Gebiete zu erhalten und dir über dein Hauptinteressensgebiet klar zu werden.

Im letzten Studienjahr, dem Praktischen Jahr, arbeitest du zwölf Monate in einem Krankenhaus – vier Monate in der Inneren Medizin, vier Monate in der Chirurgie und vier Monate in einem frei wählbaren Fachbereich, z.B. Pädiatrie, Onkologie oder Gynäkologie. Diese sogenannten Tertiale können auch in anerkannten Fachkliniken im Ausland abgeleistet werden.

Nach dem Praktischen Jahr folgt dann der zweite Teil der Ärztlichen Prüfung. Dort wird das Wissen aus allen sechs Studienjahren sowohl schriftlich als auch mündlich geprüft.

Unmittelbar nach dem Studium kann man die Zulassung, als Arzt arbeiten zu dürfen (Approbation), beantragen. Um sich jedoch tatsächlich als Arzt niederlassen zu können, ist eine Weiterbildung zum Facharzt Pflicht. Die Dauer dieser Facharztausbildung hängt vom gewählten Schwerpunkt ab. Durchschnittlich beträgt sie fünf bis sieben Jahre. Während dieser Zeit arbeitet man meist als Assistenzarzt in einem Krankenhaus. Die Zeit vom Anfang des Studiums bis zu Einrichtung einer eigenen Praxis ist also ein langer Weg – das erklärt sich auch aus der verantwortungsvollen Tätigkeit, die ein Mediziner ausübt.

Welche Besonderheiten gibt es?

Die Bewerbung um einen Studienplatz für Medizin erfolgt meist über die ZVS, weil die Anzahl der Bewerber die Anzahl der vorhandenen Studienplätze immer noch bei Weitem übersteigt. Um zum Medizinstudium zugelassen zu werden, brauchst du daher häufig eine sehr gute Abiturnote oder eine entsprechend hohe Zahl an Wartesemestern. Manche Universitäten suchen sich ihre zukünftigen Studenten aber auch über ein hochschuleigenes Auswahlverfahren (AdH) aus. Hierbei können beispielsweise Motivationsschreiben verlangt oder Auswahlgespräche geführt werden. Außerdem können auch Extra-Punkte für besonders gute Leistungen in bestimmten Fächern oder auch das bloße Belegen der Fächer verteilt werden. Meist zählen Deutsch, Mathematik, Englisch, Biologie, Chemie, Physik, Latein oder Altgriechisch hierzu.

Um das Studium praxisnäher zu gestalten, wird an einigen Universitäten der Reformstudiengang Medizin angeboten. Dabei wird die strikte Trennung zwischen vorklinischer und klinischer Ausbildung aufgehoben. Die klinische Ausbildung wird zugleich stärker interdisziplinär verzahnt.

Außerdem gibt es nach dem Medizinstudium die Möglichkeit, BWL-Zusatzqualifikationen zu erwerben und sich so zum Gesundheitsökonom weiterzubilden.

Im Allgemeinen ist das Medizinstudium jedoch durch eine relativ hohe Standardisierung und einen eher geringen Anteil an Wahl- oder Spezialisierungsmöglichkeiten charakterisiert. Man kann es daher im Vergleich zu anderen Fächern als eher „verschult“ bezeichnen.

Berufe: Wo und als was arbeiten Humanmediziner?

Die grundlegenden ärztlichen Tätigkeiten bestehen in der Behandlung von Krankheiten, der gesundheitlichen Vor- und Nachsorge sowie in der Forschung. Die meisten Ärzte arbeiten nach ihrem Studium in einem Krankenhaus oder einer Praxis, und das sowohl im Inland als auch in vielen EU-Ländern. Mediziner, die nicht als Ärzte im klassischen Sinne praktizieren wollen, arbeiten häufig in verwandten Bereichen. Insgesamt sind Mediziner häufig in den folgenden Gebieten anzutreffen:

  • Krankenhaus – z.B. als Chirurg, Kardiologe oder Gynäkologe, bei entsprechender Zusatzqualifikation auch als Gesundheitsökonom im Krankenhausmanagement
  • Praxis – z.B. als HNO-Arzt, Augenarzt, Orthopäde oder Urologe
  • Forschung – z.B. als HIV-Forscher
  • Pharmaindustrie – z.B. als Pharmareferent oder Medikamentenforscher
  • Behörden – z.B. als Gutachter beim Gesundheitsamt oder als Rechtsmediziner
  • Entwicklungshilfe – z.B. als Arzt
  • Medien – z.B. als Medizinjournalist

Mehr über die einzelnen Tätigkeitsfelder erfährst du unter „Berufe“, wo Mediziner aus ihrem Arbeitsalltag berichten.